Stand: 30.09.2024 11:19 Uhr

Warum Schadenfreude gut für uns ist

Forscher sagen: Wenn wir uns über das Unglück anderer Menschen freuen, hat das tatsächlich Vorteile.

Der ungeliebte Chef leistet sich einen richtig dicken Bock und ihr könnt nicht anders, als euch insgeheim über seinen Fauxpas zu freuen und euch mit den Kollegen kichernd das Maul zu zerreißen? Ganz schön fies - aber auch eine ganz natürliche Reaktion. Besser noch: Studien zeigen, dass Schadenfreude sogar wichtige Funktionen erfüllt.

Schadenfreude versus Mitleid

Widerfährt einer anderen Person etwas Schlechtes, haben wir zwei Möglichkeiten: Wir können Schadenfreude oder Mitleid empfinden. Aber sind wir schlechtere Menschen, wenn wir uns am Leid anderer erfreuen, statt mit ihnen zu leiden?

Dr. Lea Boecker, Sozialpsychologin an der Leuphana-Universität Lüneburg, kann uns beruhigen: "Mitleid ist die empathischere Reaktion. Aber es gibt in vielen Situationen gute Gründe, Schadenfreude zu empfinden."

Wann neigen wir zur Schadenfreude?

Boecker hat es sich wie einige andere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zur Aufgabe gemacht, das Thema Schadenfreude zu erforschen. So gibt es zum Beispiel Studien, die zeigen, dass es bestimmte Auslöser für Schadenfreude gibt. Die Beziehung, die wir zu unserem Gegenüber haben, spielt dabei eine zentrale Rolle.

Wenn man eine andere Person nicht mag, man das Gefühl hat, dass die andere Person das Unglück verdient hat, die Person überlegen ist oder sie einer anderen Gruppe wie zum Beispiel dem gegnerischen Fußballteam angehört, empfindet man eher Schadenfreude als Mitleid. Dr. Lea Boecker, Universität Lüneburg

Aber was steckt dahinter, wenn wir uns beispielsweise freuen, wenn der Kommilitone durchfällt, der bei der Prüfung geschummelt hat? "Es gibt Forscher, die Schadenfreude als eine Art moralische Emotion sehen, weil Schadenfreude viel mit einem Bedürfnis nach Fairness zu tun hat", erklärt die Expertin.

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Erfolgreiche Menschen werden eher Opfer von Schadenfreude

Womit wir wieder beim Chef wären: Schadenfreude empfinden wir oft gegenüber jemandem, dem wir uns unterlegen fühlen. "Wenn eine überlegene Person mit besseren Noten, mehr Sportlichkeit, mehr Geld ein Unglück erlebt und von ihrem hohen Status abrutscht, fühlt es sich gut an, weil wir dann auf sie herabschauen können", erklärt Boecker.

Dabei kommt es, wie Boecker gemeinsam mit Dr. Jens Lange von der Universität Köln herausgefunden hat, vor allem darauf an, wie jemand seinen hohen Status erreicht hat und wie er mit Erfolgen umgeht.

Nicht jeder mit einem hohen Status wird automatisch Opfer von Schadenfreude. Wenn jemand eine arrogante Art hat, mit seinen Erfolgen umzugehen, statt sich authentisch zu freuen, empfinden wir diesen Personen gegenüber mehr Schadenfreude. Dr. Lea Boecker

Schadenfreude hat eine soziale Funktion

Und das dient einem Zweck: Schadenfreude reguliert unseren Selbstwert und kann Hierarchien verschieben. "Wenn mir jemand in Sachen Status überlegen und sehr dominant ist und diese Person wird öffentlich ausgelacht, reduziert das ihren wahrgenommenen Status."

Danach würden wir uns vielleicht eher trauen, einem dominanten Chef mutiger entgegenzutreten. Ein wichtiges Kriterium dafür ist allerdings, dass andere sich öffentlich über das Unglück des Chefs freuen.

Nur wenn die überlegene Person in der durchgeführten Studie öffentlich ausgelacht wurde und nicht heimlich hinter vorgehaltener Hand, führte dies zu einer Verringerung der Dominanz.

Warum Schadenfreude sich gut anfühlt

Doch mit dem gesellschaftlichen Nutzen nicht genug: Schadenfreude hat auch eine positive Wirkung auf unseren Körper. Forschende haben herausgefunden, dass Schadenfreude unser Belohnungszentrum aktiviert und im Gehirn ähnlich aussieht wie pure Freude.

Das gilt auch für unsere Gesichtsmuskeln. Um das herauszufinden, hat Boecker Propanden verschossene Elfmeter der niederländischen Nationalmannschaft gezeigt. Dabei kam heraus: Die Probanden haben herzhaft gelacht. Und das ist ja bekanntlich gesund.

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