Stand: 02.08.2022 09:12 Uhr

Warum wir uns im Spiegel hübscher finden als auf Fotos

Euer Spiegelbild gefällt euch, auf Bildern seht ihr aber irgendwie komisch aus? Mit diesem Gefühl seid ihr nicht allein! Grund dafür ist ein sozialpsychologisches Phänomen.

Ob morgens im Badezimmer, tagsüber auf der Büro-Toilette oder beim Shoppen in der Umkleidekabine: Wir werden jeden Tag mehrmals mit unserem eigenen Spiegelbild konfrontiert. Manchmal sehen wir uns selbst öfter, als uns eigentlich lieb wäre.

Dadurch kennen wir unser eigenes Spiegelbild so in- und auswendig, dass wir verwirrt sind, wenn wir ein Foto sehen, das jemand anderes von uns gemacht hat. Der Anblick ist für uns ungewohnt und deshalb unangenehm. Das liegt daran, dass Fotos uns aus einem anderen Winkel, aus einer für uns völlig neuen Perspektive zeigen.

"Mere-Exposure-Effekt": Wenn Unbekanntes unangenehm erscheint

Schuld an dieser Wahrnehmung ist gar nicht unbedingt übertriebene Eitelkeit, sondern der sogenannte "Mere-Exposure-Effekt". Dieses sozialpsychologische Phänomen wurde erstmals von einem US-amerikanischen Psychologen beschrieben. Dieser zeigte, dass Menschen Bekanntes angenehmer und sympathischer empfinden als Unbekanntes.

Auf die Spiegel-Foto-Problematik bezogen bedeutet das: Über die Jahre gewöhnen wir uns nicht nur an den Anblick unseres eigenen Spiegelbildes, sondern bewerten es im Laufe der Zeit auch positiver. Je häufiger wir uns im Spiegel sehen, desto besser finden wir uns.

Das betrifft übrigens nicht nur unsere Selbstwahrnehmung, sondern funktioniert auch bei häufig gehörten Songs, oft gesehener Werbung oder bei Menschen, die wir häufig treffen.

Fotos zeigen uns realistisch

Die gute Nachricht ist also: Häufig in den Spiegel zu schauen kann für mehr Selbstbewusstsein sorgen. Die schlechte Nachricht: Eure Mitmenschen sehen euch nicht so, wie ihr euch im Spiegel seht - es ist eher die Foto-Perspektive, die uns die Wahrheit offenbart.

Denn während uns der Spiegel mit vertauschten Gesichtshälften zeigt, sehen wir uns auf einem Foto ausnahmsweise richtig herum - so, wie auch unsere Mitmenschen uns sehen. Für uns ist das ungewohnt, für Freunde, Familie und Kollegen völlig normal.

Und vielleicht können wir uns den "Mere-Exposure-Effekt" auch umgekehrt zunutze machen: Je mehr Fotos wir von uns selbst machen lassen und anschauen, desto mehr gewöhnen wir uns an den Anblick!

 

Dieses Thema im Programm:

N-JOY | N-JOY mit Anne Raddatz | 12.08.2020 | 11:20 Uhr

N-JOY © NDR
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