Stand: 04.02.2022 13:31 Uhr

6 optische Täuschungen, die euch umhauen werden

Unser Gehirn konstruiert immer wieder Wahrnehmungen, die so gar nicht existieren.

Was wir sehen, entspricht nicht unbedingt der Realität - denn unser Gehirn konstruiert seine ganz eigene Wirklichkeit. Es verbindet Farben und Linien zu ganz neuen Formen oder bringt unsere Augen ungefragt dazu, in einem Schwarz-Weiß-Bild Farben zu sehen.

Beispiele gefällig? Kein Problem: Bei diesen optischen Täuschungen werdet ihr euch die Augen reiben!

1. Wölbung oder keine Wölbung?

"A bulge", zu Deutsch "eine Wölbung" ist der passende Titel dieser optischen Illusion. Entworfen wurde sie vom japanischen Psychologie Professor Akiyoshi Kitaoka, der sich auf optische Täuschungen dieser Art spezialisiert hat.

So funktioniert's: Das Muster auf dem Schachbrett erzeugt den Eindruck einer Wölbung in der Mitte des Bildes. Durch die kleinen weißen und schwarzen Kästchen, die unterschiedlich in den Quadraten angeordnet sind, erscheinen die Trennlinien zwischen den einzelnen Quadraten geschwungen.

So wird dem Gehirn eine gewölbte Form vorgegaukelt, die überhaupt nicht existiert. Färbt man die Kästchen in der gleichen Farbe der Quadrate, verschwindet die Illusion und damit auch die Wölbung. Das Auge sieht wieder ein reguläres Schachbrettmuster.


2. Farbe oder keine Farbe?

Unsere Augen sind sogar in der Lage, Farbe in ein Schwarz-Weiß-Bild zu bringen. Glaubt ihr nicht? Hier der Beweis:

So funktioniert's: Wenn wir uns relativ lange auf einen Reiz konzentrieren, ermüden die Farbrezeptoren im Auge und werden kurzzeitig inaktiv. Wechselt das Bild schlagartig in die Schwarz-Weiß-Version, kommen unsere Augen sozusagen nicht hinterher – es arbeiten nur die nicht-ermüdeten Farbrezeptoren. Dadurch nehmen wir das Bild in den Komplementärfarben des zuvor gesehenen Fotos wahr.


3. Zwölf Punkte oder weniger Punkte?

Twitter-Nutzer und Facebook-Fans haben bis zum Schielen versucht, alle Punkte gleichzeitig zu erfassen. Und um es gleich klarzustellen: Ja, es gibt zwölf schwarze Punkte in diesem Bild. Sie sind nicht eingebildet. Die Frage ist also nicht, warum manche zwölf Punkte auf einmal sehen, sondern warum andere sie nicht sehen können.

So funktioniert's: Dass wir uns täuschen lassen, liegt laut Wissenschaftler Derek Arnold daran, dass Menschen ein sehr schlechtes peripheres Sehvermögen haben. Sobald ihr euch auf etwas konzentriert, wird das Bild am Rand eures Bildes unscharf.

Das könnt ihr ganz einfach ausprobieren: Wenn ihr euren Blick auf die Mitte dieses Textes fokussiert, könnt ihr die Wörter am Rand nicht mehr lesen, sondern seht sie nur verschwommen. Wir Menschen sind nicht in der Lage, am Rand unseres Blickfelds klare Bilder zu sehen. Das Gehirn ergänzt die Teile des Bildes, die es schlecht wahrnehmen kann, mit dem wahrscheinlichsten Inhalt.

Genauso ist es auch in der optischen Täuschung: Wenn ihr euch bei der Illusion auf einen der schwarzen Punkte konzentriert, fügt euer Gehirn am Rand eures Blickfelds den wahrscheinlichsten Inhalt hinzu - das bekannte Motiv der grauen Linien auf weißem Hintergrund. Dass da auch noch Punkte zu sehen sind, wird unterschlagen.


4. Rote oder graue Erdbeeren?

Dieser Teller hat dafür gesorgt, dass das ganze Netz sich am Kopf gekratzt hat. Das Foto zeigt Erdbeeren auf einem Teller. Über dem Bild liegt ein blau-grauer Schleier. Eigentlich nichts Außergewöhnliches. Doch der blau-graue Schleier stammt nicht von einem Filter der Foto-App auf dem Smartphone.

Auch wenn die Erdbeeren auf den ersten Blick rot wirken: Sie sind es nicht. Sie sind grau. Der Urheber Akiyoshi Kitoka schreibt auf Twitter: "Die Erdbeeren sehen nur rot aus. Eigentlich sind sie blau-grün oder grau." Als japanischer Experimentalpsychologe hat er sich auf optische Täuschungen spezialisiert und füttert seine Follower regelmäßig mit irreführenden Grafiken. Trotzdem waren sich hier viele Internet-User einig: Da müssen rote Pixel sein! Ein zweiter Twitter-Post sollte Licht ins Dunkel bringen:

Der hier eingefügte Balken hat exakt dieselbe Farbe wie die Erdbeeren - sieht also auf den ersten Blick rot aus. Wenn ihr euch allerdings nur auf den Balken konzentriert, seht ihr, dass er eigentlich grau ist. Unser Gehirn führt uns in die Irre.

So funktioniert's: Die Erklärung dafür ist eigentlich ganz einfach: Unser Gehirn verknüpft mit Erdbeeren die Farbe Rot und nimmt daher von ganz allein eine Farbkorrektur am Bild vor. Frei nach dem Motto: Was nicht passt, wird eben passend gemacht!


5. Ist das Kleid blau-schwarz oder weiß-gold?

Die Tumblr-Nutzerin "Swiked" postete ein Foto ihres Kleides 2015 im Netz. Unter dem Hashtag "Dressgate" folgte eine große Diskussion: Ist das Kleid auf dem Foto nun blau-schwarz-gestreift oder gold-weiß-gestreift? Im Original ist das Kleid jedenfalls blau und schwarz, teilte die Nutzerin klar. Aber warum sehen wir es alle unterschiedlich?

So funktioniert's: Ein internationales Forscherteam hat in einer Studie untersucht, warum Menschen das Kleid auf dem Foto in so unterschiedlichen Farben sehen. Sie fanden heraus, dass die Beleuchtung des Kleides auf dem Foto sehr unterschiedlich interpretiert werden kann.

Je nachdem, von welcher Beleuchtung - Überbelichtung oder Unterbelichtung - der Betrachter oder die Betrachterin ausgeht, nimmt er oder sie die Kleidfarben unterschiedlich wahr. Das Ergebnis: Je blauer die Person die Beleuchtung einschätzt, desto goldener sah sie das Kleid - und umgekehrt.

Dieser Effekt lässt sich zum Teil mit einem Bildbearbeitungsprogramm nachstellen: Passt man die Helligkeit des Bildes an, wird deutlich: Je heller das Bild wird, desto eindeutiger ist das Kleid weiß-gold. Setzt man den Helligkeitswert hingegen runter, zeigt sich die eigentliche Farbe des Kleides, nämlich schwarz-blau. Schiebt den Regler im Bild von links nach rechts, um den Effekt zu sehen, den eine kleine Anpassung der Helligkeit auf die Farbe des Kleides hat.

Screenshot von einem Tumblr-Blog © Swiked Foto: Swiked Screenshot von einem Tumblr-Blog © Swiked Foto: Swiked
Welche Farbe hat #TheDress nun wirklich?

 

6. Ist der Schuh grau-türkis oder pink-weiß?

Auf das sogenannte "Dressgate" folgte 2017 das "Shoegate". Dabei postete Userin Nicole Coulthard das Foto eines Schuhs in die Frauen-Community GirlsMouth bei Facebook - mit der Frage, welche Farbe der Schuh denn nun wirklich habe: grau-türkis oder pink-weiß.

Daraufhin war die Community nicht mehr aufzuhalten. Der Schuh wurde bei Twitter zum viralen Hit. Seitdem gibt es im Netz immer wieder Diskussionen rund um das Phänomen.

In einem Interview mit der britischen Zeitschrift Metro lüftete Nicole Coulthard das Geheimnis aber bereits und stellte klar: Der Schuh ist in Wirklichkeit rosa-weiß. Trotzdem sehen die Menschen unterschiedliche Farben.

So funktioniert's: Eine Theorie - die oft auch dem Foto beigefügt wurde - ist, dass Menschen, die überwiegend mit der linken Gehirnhälfe logischer und analytischer denken, den Schuh als grau und blaugrün sehen. Personen, deren Denken durch die rechte Gehirnhälfte dominiert ist und die dadurch kreativer und emotionaler sind, sehen den Sneaker hingegen als rosa und weiß. Ivan Schwab, Sprecher der amerikanischen Akademie für Augenheilkunde zweifelt diese Theorie aber an. Es gebe keine Beweise oder Studien, die dies belegen würden, sagte er dem Magazin Health.

Viel ausschlaggebender sei, in welchem Kontext eine Person das Foto sieht - also von welcher Beleuchtung und welchem Hintergrund die Person ausgeht und was die Person erwartet, wenn sie das Foto anschaut, erklärt Schwab. Je nachdem, ob das Gehirn denkt, die Aufnahme sei im Licht oder im Schatten entstanden, korrigiert das Auge unsere Farbwahrnehmung automatisch. Weil die Art der Beleuchtung aber beim Schuh ebenso wie beim Kleid, für unser Auge unklar ist, entscheidet sich das Gehirn für eine Variante.

 

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Dieses Thema im Programm:

N-JOY | Der N-JOY Nachmittag mit dem Haacke | 24.07.2017 | 15:00 Uhr

N-JOY © NDR
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