Wenn Männer Frauen hassen: Wie gefährlich ist die "Incel"-Szene?
Sie hatten noch nie Sex, hassen Frauen und rufen zu Gewalt auf: Incels gehören zu einer der extremsten Nischen des Internets. Wie gefährlich sind Incels in Deutschland? Mit dieser Frage beschäftigen sich der aktuelle Tatort und ein Hintergrund-Podcast.
"Incel" ist die Selbstbezeichnung einer Internet-Bewegung, die ursprünglich aus den USA stammt. Als "Incels" bezeichnen sich Männer, die nach eigenen Angaben unfreiwillig keinen Geschlechtsverkehr haben und einer ganz eigenen Ideologie von Männlichkeit anhängen.
Die Abkürzung "Incel" soll dabei für "involuntary celibates", also "ungewollt enthaltsam" stehen. Dass sie noch keine Beziehung und meist nicht mal einen Kuss erlebt haben, führen viele darauf zurück, dass sie zu hässlich seien und Frauen nur etwas mit attraktiven Männern anfangen würden.
Podcast "Wenn Männer Frauen hassen"
Um diese Incels ging es auch im vergangenen Kieler Tatort "Borowski und die Angst der weißen Männer". Um die Hintergründe und das Phänomen "Incels" stärker zu beleuchten, gibt es zum Tatort den Podcast "Wenn Männer Frauen hassen", für den Martina Schönherr aus dem N-JOY-Team recherchiert hat.
Das Problem sei, dass diese Männer Frauen dafür verantwortlich machen, dass sie keinen Sex bekommen. Sie finden, sie haben ein Recht auf Sex mit Frauen. Die Männer seien so frustriert, dass sie sich im Netz gegenseitig in Gewaltszenen und Verschwörungsideologien reinsteigern. Frauen wären zum Beispiel Teil eines geheimen Bundes, der weiße Männer ausrotten will.
Wenn Männer Frauen hassen / Hintergründe zum Tatort und dem Phänomen „Incels“
Wir sprechen über das Phänomen der Incel-Bewegung und fragen, wie nah der Tatort an der Realität ist.
Die Szene wächst, der Ton verschärft sich
Die Autorin Veronika Kracher beschäftigt sich seit Jahren mit den Incels und deren Internetforen. Laut Studien wächst die Incel-Szene und der Ton verschärft sich. Männer auf der ganzen Welt seien in vielen verschiedenen Foren unterwegs:
Was alle diese Foren eint, ist eine krasse Selbst-Viktimisierung. Das eigene Leben ist ganz schlimm, weil man keinen Sex hat, und Schuld daran haben natürlich die Frauen, die einem diesen Sex verweigern. Veronika Kracher, Autorin
Damit gehe eine Täter-Opfer-Umkehr einher, sagt Kracher. Nicht der eigene Frauen-Hass, der bis in Vernichtungsfantasien gehe, sei das Problem, sondern er sei eine total normale, gerechtfertigte Reaktion auf die Sexlosigkeit.
Was wollen Incels erreichen?
Auch Recherchen vom funk-Format "Kollektiv Y" machen deutlich, wie gefährlich die vermeintliche Gemeinschaft ist: Die Rede ist von einer staatlichen Zuteilung von Freundinnen und der Legalisierung von Vergewaltigungen. In Foren-Diskussionen sprechen User über Gewalt gegen Frauen und Amokläufe. In den vergangenen Jahren haben Incels in Nordamerika bereits mehrere Anschläge verübt.
Wie viele Medien berichteten, gab es auch bei den Attentätern von Halle und Hanau Verbindungen zur Incel-Szene.
Suizid, Gewalt, Frauenhass: Wie gefährlich sind Incels in Deutschland?
Die Y-Kollektiv-Reporter Isabell Beer und Johannes Musial recherchierten neun Monate lang teils undercover, waren in den Foren unterwegs und schrieben und telefonierten mit Incels.
Ein Mitglied der Szene konfrontieren sie sogar persönlich - er hatte online mit einem Amoklauf gedroht. Außerdem kommen in der Reportage viele weitere Personen, die auf verschiedene Weise mit Incels in Berührung gekommen sind, zu Wort - darunter ein Schönheitschirurg, der auch Incels behandelt, sowie eine Influencerin, die Opfer des Hasses der Incels wurde.
Gibt es in Deutschland ein riesiges Problem und niemand weiß davon? Wie gefährlich sind Incels in Deutschland? Die ganze Y-Kollektiv-Reportage seht ihr auf dem YouTube-Kanal der Reporter - oder direkt hier: