Stand: 28.02.2022 14:40 Uhr | AutorIn: Nele Wehmöller

Umgang mit dem Krieg in der Ukraine: "Alle Emotionen sind in Ordnung"

Die aktuellen Entwicklungen in der Ukraine sind besorgniserregend und können auch uns sehr belasten. Daher ist es wichtig, dass wir auf uns aufpassen. Die Psychotherapeutin Anke Glaßmeyer erklärt im N-JOY Interview, worauf wir achten können.

Aktuell erreichen uns jeden Tag erschreckende Nachrichten zum Krieg in der Ukraine. Die News und die Bilder von Panzern und Raketen sowie von Menschen, die verzweifelt und auf der Flucht sind, gehen an vielen von uns nicht spurlos vorbei. Viele sind verunsichert, schockiert, fühlen sich hilflos und haben Angst vor dem, was noch kommen könnte.

Die Psychotherapeutin Anke Glaßmeyer wundert das nicht - schließlich seien die ganzen Nachrichten Dauerstress für unser Nervensystem: "Wir bekommen immer neue Infos und das verunsichert, führt zu Ohnmacht und zu Hilflosigkeit - und je nachdem, ob wir vielleicht auch berufliche oder private Kontakte in die Ukraine haben, sind wir möglicherweise noch mal mehr betroffen."

Wichtig ist laut Glaßmeyer, sich Folgendes vor Augen zu führen:

Alle Emotionen sind in Ordnung und dürfen sein. Wir dürfen uns ohnmächtig fühlen - weil das, was da gerade passtiert, ist menschlich nicht verständlich. Anke Glaßmeyer im N-JOY Interview

Es gebe Menschen, die sehr emotional dabei sind, und Menschen, die das Gefühl gar nicht interessiert – und das sei alles okay. "Sich nicht zu verurteilen, wenn man besonders emotional ist oder wenn man gar keinen Bezug dazu hat, ist ganz wichtig", so Glaßmeyer.

Psychotherapeutin empfiehlt bewussten Medienkonsum

Wie aber können wir damit umgehen, wenn wir merken, dass uns die Situation gerade sehr belastet? Aus der Sicht von Anke Glaßmeyer sind im Umgang mit der Nachrichtenflut zum Krieg in der Ukraine drei Punkte entscheidend:

Wichtig ist, die eigenen Gefühle zu akzeptieren und anzunehmen, eine gute Selbstfürsorge zu betreiben und seriöse Medien in einem Maße zu konsumieren, das für einen selber gut und angemessen ist. Psychotherapeutin Anke Glaßmeyer

Sie empfiehlt in diesem Zusammenhang insbesondere einen bewussten beziehungsweise reduzierten Umgang mit den Medien. Das kann zum Beispiel bedeuten, nur morgens und abends die Nachrichten zu checken - oder auch mal eine komplette Nachrichtenpause einzulegen und das Handy in den Flugmodus zu setzen.

Fragt euch: Was brauche ich jetzt gerade?

Dabei solltet ihr euch aber auch immer wieder hinterfragen: Tut euch dieser Konsum gerade gut oder stresst er euch? Oder braucht ihr vielleicht doch ein paar mehr Infos, weil ihr euch sonst die ganze Zeit fragt, was jetzt gerade passiert? Dabei kann es laut Glaßmeyer auch helfen, sich bewusst zu machen, dass wir - egal, wie viele Nachrichten wir zum Thema konsumieren - keinen Einfluss auf das Geschehen haben: "Ob ich jetzt gerade weiß, was da los ist, ändert nichts an der Situation vor Ort."

Darüber hinaus rät die Psychotherapeutin zu einem achtsamen Umgang mit euch selbst. Fragt euch, was ihr jetzt gerade braucht. Das kann ein Spaziergang oder ein Gespräch mit Freunden oder der Familie sein, es kann aber auch eine tiefergehende Beschäftigung mit dem Konflikt zwischen der Ukraine und Russland sein.

Tipps: Das kann euch im Umgang mit schlechten News helfen

  • Legt bewusst Nachrichten-Pausen ein.
  • Informiert euch bei seriösen Quellen (z.B. bei öffentlich-rechtlichen Sendern, bei der Tagesschau sowie bei bekannten Tageszeitungen)
  • Macht euch klar: Ihr könnt nicht alles kontrollieren, jedes Gefühl ist in Ordnung.
  • Sprecht mit Freunden oder der Familie über eure Gefühle und Sorgen.
  • Tut das, was sich für euch gut anfühlt.

Zusätzlich könnt ihr euch mit den betroffenen Menschen in der Ukraine solidarisch zeigen, für Menschen in Not spenden oder euch anderweitig engagieren. Eine Übersicht, wie ihr vom Krieg in der Ukraine betroffenen Menschen helfen könnt, findet ihr hier.

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Dieses Thema im Programm:

N-JOY | Die N-JOY Morningshow | 28.02.2022 | 05:00 Uhr

N-JOY © NDR
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