Stand: 17.01.2018 17:15 Uhr | AutorIn: Dhala Rosado

Photoshop-Boykott: Drogerie zeigt echte Models

Keine Falten, keine Pickel, niemals Augenringe: Beauty-Produkte versprechen makellose Schönheit und untermauern dieses Versprechen mit perfekten Fotos wunderschöner Menschen. Nur leider ist das nicht echt und setzt Menschen weltweit unter Druck, einem unrealistischen Schönheitsideal nachzueifern. Dem will eine US-Drogeriekette jetzt einen Riegel vorschieben.

Was Bildbearbeitung alles möglich macht, wissen wir spätestens seit der zahlreichen Artikel über die Photoshop-Fails der Stars oder durch Dokumentarfilme wie "Embrace". Frauen weltweit ringen nun schon über Jahrzehnte mit einem Bild weiblicher Schönheit, das von der Realität nicht weiter entfernt sein könnte. In der Werbung gibt es keine Falten, keine Cellulite, keine echten Frauen.

Die Auswirkungen dieser glattgebügelten Werbewelt auf das Selbstwertgefühl vieler (vor allem junger) Menschen ist verheerend. Da reicht es schon, sich nur mal die Einnahmen der Beauty-Industrie anzuschauen:

US-Drogerie will keine Bildbearbeitung mehr

Und während die Umsätze der Branche jedes Jahr steigen, formiert sich gleichzeitig ein weltweiter Kampf gegen das aufgezwungene Körperbewusstsein und der Wunsch nach authentischer, realistischer Weiblichkeit in den Medien. Eines der aktuellsten Beispiele ist eine Initiative der US-Drogeriekette CVS. Mit 9.600 Filialen ist das eine der größten Drogerieketten der USA.

Als Frau, Mutter und Vorstand eines Unternehmens, dessen Kunden hauptsächlich Frauen sind, ist mir klar geworden: Wir haben die Verantwortung über die Message nachzudenken, die wir unseren Kundinnen täglich mitgeben. Helena Foulkes, Vizevorstand von CVS Health & Vorstand von CVS Pharmacy

Deshalb hat das Unternehmen jetzt per Pressemitteilung mitgeteilt, dass es ein sogenanntes Beauty Mark einführen wird - also ein Wasserzeichen, das unbearbeitete Bilder auf Produkten kennzeichnen soll. Heißt für CVS-Produkte darüber hinaus: Keine nachträgliche Bilbearbeitung mehr auf Produkten, Website, in Marketingmaterial und auf Social Media bis Ende 2020. Andere Firmen, die auch Produkte bei CVS verkaufen, sollen entweder auch auf die Nachbearbeitung von Fotos verzichten oder CVS wird mit einem Label darauf hinweisen.

Frankreich: Gesetz gegen den Beauty-Wahn

Was in den USA jetzt ein Unternehmen eigeninitiativ entschieden hat, ist in Frankreich seit Oktober 2017 Gesetz. Modelfotos, die mit Photoshop bearbeitet werden, müssen entsprechend gekennzeichnet werden. Bei der kleinsten Veränderung des jeweiligen Fotos muss der Hinweis "photographie retouchée" (retuschiertes Foto) eingebaut werden. Passiert das nicht, drohen mehrere Zehntausend Euro Strafe.

Es gibt schon erste Effekte dieser Entscheidung. Die Bilddatenbank Getty Images hat zum Beispiel angekündigt, keine Modelfotos mehr zu akzeptieren, bei denen die Körperformen verändert wurden. Das ist natürlich kein ganz uneigennütziger Wandel. Offenbar sei die Nachfrage nach authentischen Bildern extrem gestiegen. Der Umsatz der Bildagentur durch Bilder mit "authentischen Menschen" im deutschsprachigen Raum sei um mehr als 400 Prozent gewachsen.

 

 

 

Dieses Thema im Programm:

N-JOY | N-JOY mit Anne Raddatz | 18.01.2018 | 11:50 Uhr

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